Vitamin D – ein heißes Eisen!
Kaum etwas spaltet die Gemüter der Gesundheitsbewussten mehr als die Diskussion, wieviel Vitamin D der Mensch braucht bzw. einnehmen soll.
Vor über 30 Jahren habe ich mich erstmals mit diesem Thema befasst: Es war üblich, Babies und Kleinkindern Vigantoletten zu geben und ich hatte einen heute praktisch “uralten” Artikel gefunden, der davon abriet, dies zu tun. Die Begründung lautete, es handele sich um die Vorstufe eines Hormons und können zu Verkalkungen im Organismus beitragen. Also habe ich meinen Kindern kein Vitamin D gegeben, wohl aber tierische Fette (obwohl mir deren Bedeutung damals noch nicht klar war) und habe sie viel in der Sonne spielen lassen.
Es geht übrigens NICHTS über richtiges Sonnenbaden mit Verstand!
Die Sonne verhilft nicht nur Deinem Körper zur Eigenproduktion von Vitamin D – und zwar in viel besserer Qualität als Du zuführen kannst, sondern hebt die Stimmung, unterstützt Immunsystem und besseren Schlaf und noch vieles mehr. Wenn Du mehr zum ungetrübten Aufenthalt im Freien und in der Sonne wissen willst, schau bitte hier: https://praxispraevention.de/fruehling-sommer-sonnenbrand/
Vernünftiges Sonnenbaden ist die beste Möglichkeit, Vitamin D selbst zu bilden. Dabei reicht es nicht, kurz Hände und Gesicht bescheinen zu lassen, wie man früher glaubte. Da wir uns heute so viel in geschlossenen Räumen aufhalten, kommt dem Sonnenbaden mit viel nackter Haut heute noch mehr Wichtigkeit zu als früher. Und es geht beim Sonnen nicht nur um Vitamin D, denn die Sonne kann noch viel mehr:
Sie sorgt für einen besseren Schlaf, bessere Stimmung, ist wichtig für unsere Muskulatur, unser Knochengerüst, ein starkes Immunsystem und ein besseres Nervenkostüm. “Selbstgemacht” ist übrigens jeder Einnahme überlegen und im oben schon genannten Link findest Du noch mehr Infos, wie Du von der Sonne profitieren kannst.
Vor etlichen Jahren wurde dann unsere vermehrte Aufmerksamkeit auf die Supplementierung von Vitamin D gelegt und ich habe damals begonnen, schon bevor es “Mainstream” wurde, bei meinen Patienten den Vitamin D Spiegel bestimmen zu lassen und Vitamin D zu supplementieren.
Nach einer Weile bin ich sogar dazu übergegangen, oft Vitamin D 3 5.000IE pro Tag auf gut Glück zu empfehlen und ich habe Patienten gehabt, denen es damit deutlich besser ging. Ich erinnere mich noch an eine Patientin in ihren End-Achtzigern, die jeden Winter eine massive Bronchitis durchmachte und nach Vitamin D Supplementation dieses Problem nicht mehr hatte.
Diese alte Dame sonnte sich natürlich NIE – der Gedanke, sich halbnackt in die Sonne zu legen, war für sei einfach nicht “drin” und so hatte sie sehr wahrscheinlich einen echten Vitamin D Mangel – und unter “echt” meine ich eine Erniedrigung BEIDER Vitamin D – Werte: der Speicherform, die üblicherweise bestimmt wird UND der aktiven Form, die leider fast immer vernachlässigt wird.
Ich erinnere mich weiterhin an eine andere Patientin, bei der ich eine Vitamin D Bestimmung machte und versehentlich zwei Felder bei Vitamin D angekreuzt hatte.
Ihr “normales” Vitamin D3 – das, was ich immer untersuchte, war viel zu niedrig, aber das aktive Hormon (Calcitriol) in einem guten Bereich und ca. dreimal so hoch. Leider hatte damals weder mein Labor noch ich einen blassen Schimmer, dass hier gar kein Vitamin D substituiert hätte werden dürfen und die Patientin vertrug es auch nicht sonderlich gut. Heute weiß ich, dass bei ihr die Substitution ein Fehler war.
Überhaupt habe ich immer mal wieder Patienten gehabt, die Probleme mit der Einnahme von Vitamin D hatten und es für niemanden erklärbar war, wieso dies so war.
Erst in den letzten Jahren hat es sich – ganz langsam und noch längst nicht überall – unter Therapeuten herumgesprochen, dass es sehr wichtig ist, nicht nur das “normale” Vitamin D 3 im Blut bestimmen zu lassen, sondern ebenfalls die aktive Form, das Calcitriol.
Im folgenden Bild sind beide Werte zu sehen, die erforderlich sind, um festzustellen, ob eine Substitution überhaupt sinnvoll ist:
Tatsächlich sind bisher als eher niedrig angesehene Vitamin D 3 Werte von durchschnittlich 29 pg/ml +/-9,5 in einer gesunden Bevölkerung durchaus normal und angemessen, wenn der 1,25 OH Spiegel ähnlich hoch ist.
Was dagegen ein Grund für weitere Nachforschungen und NICHT für Substitution sein sollte, ist, wenn der 1,25 OH Wert (Calcitriol) mehr als 1,3 fach oder gar ein Vielfaches höher ist als 25 OH.
Dies ist z. B. der Fall bei vielen Patienten mit Autoimmunerkrankungen und CFS und Fibromyalgie, aber auch anderen Beschwerdebildern.
Hinweise aus der Literatur deuten darauf hin, dass bei einem Missverhältnis (1,25OH deutlich höher als 25 OH) der Vitamin-D-Rezeptor kompromittiert ist. Obwohl der Begriff VDR-Rezeptorblockade durch die Medien geistert, empfehlen Kollegen von mir, stattdessen lieber Begriffe wie VDR-Mangel, VDR-Expressionsminderung oder VDR-Dysfunktion zu benutzen.
Diese entsteht, nach allem, was wir bisher zu wissen glauben, durch intrazelluläre Erreger.
Interessanterweise verfügt der VDR über zwei “Zinkfinger-Strukturen” und ein Mangel oder die Verdrängung von Zink stellen kritische Faktoren dar.
Dagegen erhöht Butyrat sowohl die Expression des Vitamin-D-Rezeptors und auch die VDR-Bindekapazität.
Es gibt noch wesentlich mehr und spannendere Erkenntnisse zu diesem Thema. Ich möchte mich für´s erste damit begnügen, auf die Wichtigkeit der Kontrolle BEIDER Vitamin-D-Werte hinzuweisen, damit bei Supplementation von Vitamin D3 der Schuss nicht nach hinten los geht.
Und wenn substituiert wird, bitte IMMER die Gabe der erforderlichen Co-Faktoren bedenken, wie Vitamin K2, Vitamin A, Magnesium, Zink etc.